Peter Lieber

Sparx Systems CESparx Services CE / Switzerland und LieberLieber Software 

1.  Herr Lieber, Sie sind bekannt als serial entrepreneur und als ein „Hans Dampf in allen Gassen.“ Mit welcher Motivation haben Sie denn Ihr erstes Unternehmen gegründet und wann genau?

Mein erstes Unternehmen habe ich gegründet, um Langzeitarbeitslosen Schulungen in MS DOS und Word anzubieten – damals ein Bereich, in dem sich schnell zeigte, wie wichtig es ist, Komplexität zu beherrschen und effiziente Strukturen aufzubauen. Rechnungen mussten noch mit Schreibmaschinen und Durchschlagspapier erstellt werden, und ich wollte zeigen, dass es auch einfacher, transparenter und moderner geht.

Schon 1995 war mir klar, dass rein lineares Denken oft an Grenzen stößt. Wir haben begonnen, nicht nur CRM-Lösungen zu entwickeln, sondern das Konzept von XRM – Extended Relationship Management – zu erforschen, um Systeme zu schaffen, die über Abteilungs- und Unternehmensgrenzen hinweg funktionieren und globale Zusammenhänge abbilden können.

Dabei habe ich gelernt, dass modellbasierte Ansätze der Schlüssel sind, um Komplexität zu bewältigen, sei es in der Technologie oder in der Organisation. Sie ermöglichen es, große Systeme in überschaubare und steuerbare Elemente zu zerlegen, ohne den Blick für das große Ganze zu verlieren.

Diese Denkweise, Komplexität nicht nur zu akzeptieren, sondern sie aktiv zu gestalten und zu beherrschen, prägt bis heute meine Unternehmungen. Es ist der Antrieb, globale Herausforderungen mit innovativen und verlässlichen Lösungen anzugehen.

2.  Was motiviert Sie so viele Unternehmen zu führen und gleichzeitig in so vielen Bereichen zum Teil auch ehrenamtlich engagiert zu sein?

In der Schule meinte mein Informatiklehrer einmal zu meiner Mutter (wir sprechen von 1987): „Kaufen Sie Ihrem Sohn einen PC – aus dem wird schon mal ein durchschnittlicher Programmierer.“ Das hat mich damals unglaublich angespornt, denn ich wollte nie Durchschnitt sein. Ich wollte der Beste in meinem Fach werden.

Mit der Zeit habe ich erkannt, dass man, wenn man von allem ein bisschen was kann, am meisten bewirken kann, indem man die Besten eines Fachs genau das tun lässt, worin sie unschlagbar sind. Meine Rolle sehe ich darin, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, Visionen zu entwickeln und umzusetzen – und vor allem auch an das Große zu glauben, es mit Geduld zu verfolgen und die notwendigen Ressourcen bereitzustellen oder zu mobilisieren.

Gleichzeitig ist es mir wichtig, Menschen aus der „Durchschnittsfalle“ zu holen. Viele trauen sich nicht zu, wirklich Großes zu erreichen, oder denken zu klein. Da sehe ich meine Aufgabe als Enabler – als jemand, der Menschen ermutigt, über sich hinauszuwachsen und ihre Potenziale zu entfalten.

Für mich bedeutet das nicht nur, Unternehmen aufzubauen und zu führen, sondern auch, einen Beitrag zu leisten, der über das rein Geschäftliche hinausgeht. Ob in der Wirtschaft, in der Gemeinschaft oder in ehrenamtlichem Engagement – Business Enabling ist mein Weg, um Menschen und Organisationen zu stärken und gemeinsam mehr zu erreichen.

 

3.  Was hat Sie dazu bewogen, dem Ruf des Enterprise Europe Network Austria zu folgen und seit 2024 EEN Ambassador zu sein?

Ich war immer schon der Meinung: „Austria is too small.“ Gleichzeitig bin ich ein glühender Europäer und stolzer Erdenbürger. Das Enterprise Europe Network verkörpert genau die Werte, die mir wichtig sind: Vernetzung, Förderung von Innovation und die Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen dabei, in einem globalen Markt erfolgreich zu sein.

Das EEN vernetzt Menschen und Unternehmen über nationale Grenzen hinweg, ermöglicht neue Partnerschaften und initiiert Innovationen, die Europa und die Welt voranbringen. Für mich ist das nicht nur ein Netzwerk, sondern eine Plattform, die zeigt, was möglich ist, wenn wir zusammenarbeiten und eine gemeinsame Vision verfolgen.

Daher war es für mich selbstverständlich, Teil davon zu werden. Als EEN Ambassador sehe ich es als meine Aufgabe, nicht nur Brücken zwischen Unternehmen zu bauen, sondern auch zu zeigen, dass Größe im Denken und Handeln entsteht – unabhängig davon, ob man aus einem kleinen Land wie Österreich kommt.

Ich möchte dazu beitragen, dass Unternehmen erkennen, wie viel Potenzial in Europa und darüber hinaus steckt, und sie ermutigen, ihre Ideen und Innovationen mit der Welt zu teilen. Das EEN ist der perfekte Ort, um diese Werte zu leben, und ich bin stolz, ein Teil davon zu sein.

4.  Nach welchem Motto leben Sie?

„Wenn ich in einem Raum der Klügste bin, dann bin ich im falschen Raum.“

Für mich bedeutet das, ständig nach Wachstum und neuen Perspektiven zu streben. Ich suche bewusst nach Umgebungen, in denen ich von anderen lernen kann – von ihren Ideen, ihrem Wissen und ihren Erfahrungen. Nur so kann ich mich selbst und meine Visionen weiterentwickeln.

Dieses Motto ist auch ein Antrieb, Menschen und Teams um mich herum aufzubauen, die in ihren Fachgebieten brillieren. Es erinnert mich daran, dass Erfolg nicht darin besteht, alles selbst zu wissen, sondern darin, andere zu inspirieren und gemeinsam Großes zu schaffen.

5.  Was ist auf Ihrer Bucket List noch offen?

Der Generationenwechsel in meinen Unternehmen steht ganz oben auf meiner Bucket List. Mein Ziel ist es, Strukturen zu schaffen, die es ermöglichen, dass die Unternehmen auch ohne mich erfolgreich und nachhaltig weiterleben können.

Mir geht es darum, eine stabile Grundlage zu hinterlassen – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in Bezug auf Werte, Kultur und Vision. Es erfüllt mich mit Stolz, wenn Teams und Organisationen unabhängig von meiner Person wachsen, innovieren und ihren eigenen Weg finden.

Langfristig möchte ich sicherstellen, dass meine Arbeit nicht nur Spuren hinterlässt, sondern einen echten Beitrag für kommende Generationen leistet – sowohl in meinen Unternehmen als auch darüber hinaus.


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