Eithne Knappitsch

Fachhochschule Kärnten, Intercultural Management 



Wie hat Ihre Heimat Ihr Interesse an interkulturellen Beziehungen geprägt?


Aufwachsen in Carndonagh bedeutete Leben in Abgeschiedenheit und hoher Auswanderung, aber auch starkem Gemeinschaftsgefühl. Die Nähe zur Nordirland-Grenze weckte meinen Wunsch, über Grenzen hinauszublicken. Tourismus war selten, wodurch mein Interesse an fremden Kulturen wuchs. Der Nordirlandkonflikt machte mir bewusst, wie Sprache und Identität kulturelle Trennlinien schaffen. Diese Erfahrungen prägten mein Interesse an interkultureller Kommunikation und Zugehörigkeit.


Was bewog Sie dazu, nach Österreich zu ziehen und an der FH Kärnten zu lehren?


Während meines Studiums reiste ich durch Europa und entschied mich bewusst für Österreich, um mein Deutsch zu verbessern. Mein erstes Jahr verbrachte ich als Sprachassistentin, später arbeitete ich an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Schließlich wechselte ich zur FH Kärnten, um praxisnahe und interkulturelle Lehrformate zu entwickeln. Ich konzipierte Kurse zu interkultureller Kommunikation und Unternehmertum, was zur Mitentwicklung von Österreichs erstem englischsprachigen Bachelor in Intercultural Management führte. Ich engagiere mich für die Zukunft der Bildung mit Fokus auf interkulturelle und unternehmerische Kompetenzen.


Herausforderungen und Chancen in einer globalisierten Welt


Interkulturelle Interaktion dreht sich darum, wie wir uns verbinden, kommunizieren und mit anderen zusammenarbeiten. Es geht darum, Unterschiede zu navigieren und Gemeinsamkeiten zu finden, um effektiver zu kooperieren. Dazu gehört die Fähigkeit, die eigene Perspektive zu hinterfragen, Neugier zu bewahren und Kommunikation an verschiedene Kontexte anzupassen. Diese Kompetenzen sind essenziell für Zusammenarbeit, Führung und Unternehmertum. Ein erfolgreicher Leader zeichnet sich nicht nur durch Ideen, sondern durch Beziehungsaufbau, Konfliktmanagement und Teamführung aus. Universitäten spielen eine zentrale Rolle, indem sie Räume für Perspektivwechsel schaffen. Sie fördern Selbstreflexion, interkulturelle Kompetenz und die Fähigkeit, Konflikte als Chance für Wachstum zu begreifen. Diese Fähigkeiten helfen, Komplexität zu meistern und erfolgreich in einer vernetzten Welt zu agieren.


Welchen Rat geben Sie jungen Menschen, die in einer interkulturellen Welt erfolgreich sein möchten?


Erfolg erfordert bewusste Kommunikation und Zusammenarbeit. Selbstreflexion hilft, die eigenen Denkweisen zu hinterfragen und gezielter zu agieren. Neugier ist essenziell: Wahres Lernen geschieht außerhalb der Komfortzone, durch Perspektivenwechsel und kritisches Denken. Ambiguitätstoleranz ist entscheidend – die Bereitschaft, mit Unsicherheiten umzugehen. Reisen, interkulturelle Erfahrungen und virtuelle Austauschprogramme fördern diese Fähigkeiten und ermöglichen tiefere Verbindungen. 
Technologie eröffnet neue Möglichkeiten für interkulturellen Austausch, muss aber bewusst genutzt werden. KI kann helfen, trägt jedoch Biases in sich und sollte kritisch hinterfragt werden. Letztlich geht es darum, mit Selbstbewusstsein, Neugier und einer offenen Haltung interkulturell zu agieren. Führung, Unternehmertum und persönliche Entwicklung profitieren davon, Unterschiede zu überbrücken und gemeinsam zu gestalten.


Rolle als EEN-Botschafter


EEN-Botschafterin zu werden, war eine persönliche Entscheidung. Bereits durch die Arbeit meines Vaters in der regionalen Entwicklung erlebte ich, wie europäische Fördermittel ländliche Gemeinden stärken. Sie schufen Chancen, förderten Innovationen und ermöglichten wirtschaftlichen Fortschritt.


Während meiner Tätigkeit als Forscherin im nordirischen Parlament beobachtete ich, wie europäische Netzwerke Vertrauen aufbauten und Wandel ermöglichten. Für mich ist Unternehmertum eine Denkweise: neugierig sein, Herausforderungen als Chancen sehen und sich anpassen können. Diese Fähigkeiten sind branchenübergreifend entscheidend.


Ich sehe EEN als Plattform für bedeutungsvolle, grenzüberschreitende Verbindungen. Mein Ziel ist es, Einzelpersonen und Unternehmen zu unterstützen, strategische Partnerschaften zu schaffen und Ressourcen optimal zu nutzen. Innovation entsteht durch Vernetzung und Zusammenarbeit, und ich möchte dazu beitragen, dass Neugier auf neue Möglichkeiten trifft.


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