Austria

Industry meets Makers, Initiatorin

Vor 7 Jahren hast du Industry Meets Makers (IMM) gegründet. Wie war dein Werdegang dahin und was war die Motivation diese Initiative ins Leben zu rufen?

Ich habe vor ca. 25 Jahren angefangen in der Filmproduktion zu arbeiten und bin dann rund um das Jahr 2000 durch Zufall in die Internetbranche reingerutscht. Zu der Zeit habe ich viel zum technischen Hintergrund und dem Aufbau digitaler Plattformen dazu gelernt. Damals gab es noch keine Ausbildung zu Digital Management und zu den vielen heute üblichen Tools wie CMS, relationale Datenbanken oder Webseiten waren noch ganz neu in unseren Breitengraden. Im Laufe der Jahre durfte ich dann einige große Digital- und Strategieprojekte leiten. Unter anderem konnte ich mich im Projekt „Digital City Wien“ konzeptionell verwirklichen, in dem es darum ging den Digitalstandort Wien zu pushen. Daraus – eigentlich eine ähnliche Idee - ist dann Industry Meets Makers entstanden. Eine Initiative, in der Open Innovation vorangetrieben wird.
Open Innovation in der Industrie war zu dem Zeitpunkt noch ein exotisches Wort, weil die Industrie eine sehr geschlossene Branche ist. In der Digital-Branche kennt man die Open Source Schiene allerdings schon sehr lange und es hat sich bewiesen, dass das irrsinnig gut funktioniert und man durch offenes Teilen sehr schnell Geschwindigkeit aufnehmen kann. Jetzt wird die österreichische Industrie auch zunehmend digitaler und damit braucht es neue Konzepte, damit wir in Europa wettbewerbsfähig bleiben. Das war unter anderem der Grund, dass wir das mal probieren wollten. Aus diesem - zunächst für ein Jahr - angelegten Experiment hat sich dann unerwarteterweise ein gewisses Eigenleben entwickelt, das nun schon zum siebten Mal in Folge läuft. Wir arbeiten mittlerweile mit Partnern aus ganz Österreich und auch auf europäischer Ebene zusammen, zB mit dem Enterprise Europe Network Austria und mit EIT Manufacturing, die uns helfen, die IMM Initiative internationaler aufzusetzen.

Im Wesentlichen geht es bei Industry Meets Makers darum, dass Industriebetriebe Challenges im Future-Tech Bereich ausschreiben und wir sie mit Startups und Entwicklern zusammenzubringen, um diese Challenges in einem Zeitraum von etwa einem halben Jahr gemeinsam zu lösen. Die Atmosphäre ist sehr locker und informell. Die Community organisiert sich mittlerweile schon sehr selbstständig und die Strukturen verschwimmen teilweise auch schon. Also da arbeitet mittlerweile jeder mit jedem – Großunternehmen, mittelständische Unternehmen, Startups, Entwickler, Studenten usw – auf verschiedensten Ebenen eigendynamisch zusammen und großartige Dinge entstehen. Und so sind wir jetzt schon in der siebenten Runde von Industry Meets Makers angekommen. Ich bin da immer ein bisschen vorsichtig, aber nach sieben Jahren kann ich vielleicht sagen, dass es wahrscheinlich auch ein achtes Mal wieder stattfinden wird.

Mit IMM bist du stetig ganz nah am Thema Innovation dran. Welcher Trend wird dich / IMM innerhalb der nächsten 3 Jahre ganz besonders beschäftigen?

Ein Stichwort, das bei uns immer ausschlaggebend ist, ist „Open Innovation“. Es setzt darauf, dass die Leute sich öffnen und offen miteinander umgehen. Das bringt viele Herausforderungen mit sich. Am Anfang kamen zum Beispiel oft Fragen wie „Wie gehen wir mit IP um?“‘ oder „Wie lösen wir diese Modelle und können auf offener Basis zusammenarbeiten und trotzdem fair bleiben?“. Bei uns hat sich dann gezeigt, dass das nie ein größeres Problem war. Wenn es kritisch wird, machen sich die Beteiligten das untereinander aus. Dieses Thema - Open Innovation - wird aber jedenfalls weiterhin bleiben, weil man es nur so schafft, Geschwindigkeit aufzunehmen. Der Zeitgeist zeigt momentan, wer offen und flexibel bleibt, flott auf gute Ideen kommt und schneller sieht, was der Markt in Zukunft braucht, der wird wettbewerbsfähig bleiben. Jemand, der versucht weiterhin hinter verschlossenen Türen zu arbeiten und sich abkapselt, wird dieses Tempo nicht halten können.
Es klingt vielleicht schon abgedroschen, aber Digitalisierung ist nach wie vor DAS Thema im Industrieumfeld. Prozesse ändern sich wahnsinnig schnell - zum Beispiel mit Künstlicher Intelligenz und steigender Rechenleistung wird künftig viel möglich sein. Gleichzeitig, mit den aktuellen Krisen on-top, haben wir natürlich auch ganz viele Herausforderungen dazubekommen – in denen ich allerdings auch große Chancen sehe. Zum Beispiel wie gerade in den Bereichen Erneuerbare Energien wahnsinnig schnell agiert wird und agiert werden muss. Dieser Trend wird sich in Zukunft auch immer stärker bei IMM zeigen.
Und was ich persönlich hoffe, ist, dass mehr Frauen in diesen Zukunftsmarkt der Technologien gehen. Da sind wir in Österreich aus kulturellen oder historischen Gründen einfach noch nicht offen und schnell genug für diese Segmente. Da müssen wir noch viel pushen. Wir Frauen sind ja sehr schlau und hier liegt ganz viel Potential begraben, das wir dringend nützen müssen. Wir können es uns nicht leisten, dass ein Bereich unserer Gesellschaft nicht das volle Potential nützt und auslebt. Man sieht es in anderen Ländern wie zum Beispiel in Indien, die einen so viel höheren Frauenanteil in der Technik haben. Das wäre mir persönlich ein großes Anliegen hier nachzuziehen. Dabei sind alle Frauen sehr gefragt, Gas zu geben.

Wie kam die Kooperation mit dem Enterprise Europe Network Austria zustande?

Die Kooperation ist über Mario Weikenkas von der Standortagentur Tirol in 2019 zustande gekommen. Ab 2020 war Tirol dann bei IMM mit dabei und wir haben geschaut, dass bald alle Bundesländer in Österreich vertreten sind. Unsere Ansprechpartner waren dabei immer die Standortagenturen der Regionen und das Enterprise Europe Network. Da entstand die Idee und die Chance, dass wir über das Enterprise Europe Network ein paar von unseren IMM Challenges europaweit promoten. Und da sind dann tatsächlich sehr viele hochqualitative Anfragen aus Europa hereingekommen und wir haben erkannt, dass das Netzwerk des EEN auch ein sehr großes Potential für unsere Challenges hat. Seither haben auch wir auf B2B Events des EEN teilgenommen und die Zusammenarbeit hat eine tolle Dynamik bekommen.

Was hat dich dazu bewogen, unserem Ruf als Botschafterin für das Enterprise Europe Network zu folgen?

Auf die Frage, ob ich Lust habe Botschafterin für das Enterprise Europe Network zu werden, habe ich mir sofort gedacht, dass das für mich passt und ich mich damit identifizieren kann. Es passt zu der europäischen Idee, die Industry Meets Makers verfolgt, und zu der Motivation durch die Vernetzung der schlauesten Köpfe Tempo aufzunehmen. Das Enterprise Europe Network lebt ja diese Idee, dass man sich durch Vernetzung und Wissensteilung gegenseitig hilft und Ideen pusht, die uns in unseren Breitengraden weiterhelfen. Ich finde das sehr unterstützenswert und deshalb habe ich dann auch gleich als Ambassador angefangen.

Abschließend, welches Motto treibt dich an und begleitet dich in deinen Ambitionen?

Gemeinsam sind wir stärker und schneller.